Phönix Netzwerkertag am 21.11.2020 im WaSe in Berlin

Hiermit laden wir alle Interessierten herzlich zu unserem Phönix Netzwerktag am Samstag, den 21.11.2020 nach Berlin ins Seminarzentrum WaSe ein.

Wir werden unterschiedliche Workshops, Übungen und Diskussionen für euch vorbereiten. Wir bieten verschiedene Perspektiven an, über die wir uns gerne mit anderen Menschen austauschen würden.

Thema: Tod und Sterben

Einlass: 12:30 Uhr
Beginn: 13:00 Uhr

Wo: Zoom-Meeting

13.00 – bis ca. 13.45 Uhr
Vorstellung des Phönix-Netzwerkes & Einstimmung auf den Tod.

14.00 – bis ca. 15.00 Uhr
Vortrag / Buchbesprechung „Transzendentes Träumen“ von Hr. Bartosz Werner

15.25 – bis ca. 16.15 Uhr
Kurzvortrag „Angst als Wegweiser in die Freiheit“ von Jörg Scholz

Das Treffen findet ausschließlich online per Zoom statt.

Einstimmung zur Bedeutung des Todes

Viele verdrängen das Thema Tod und versuchen die Auseinandersetzung eher zu vermeiden. Dabei kann uns die Auseinandersetzung  helfen, unsere wirklichen Prioritäten und Werte im Leben zu erkennen und zu schätzen. Daher wollen wir mit einer Einstimmung  beginnen und uns Fragen zu stellen, indem wir eine Technik anwenden, die man „Vorlaufen zum Tod“ nennen könnte.

Einstimmung von Tony Kühn

Vortrag / Buchbesprechung „Transzendentes Träumen“

Der Autor Bartosz Werner, Filmregisseur und Dozent in Dramaturgie, hat über 5 Jahre seine Träume erforscht, inspiriert durch die Heldenreise. In seinem Buch „Transzendentes Träumen“ hat er über den initiatorischen Tod im Traum eine Methode gefunden, sich seinen eigenen Ängsten im Traum zu stellen und dadurch im Leben einen Weg gefunden, mit diesen besser umgehen zu können. In diesem Vortrag erzählt der Autor wie er dazu kam und geht in Dialog mit den Fragenden.

Vortrag von Bartosz Werner

Link zu meiner Buch-Webseite, wo ich auf den initiatorischen Tod genauer eingehe.
Link zu meinem Fernsehfilm „Anderst schön“ mit Charly Hübner in der Hauptrolle, der in der ARD-Mediathek bis zum 03.10.2021 vorzufinden ist.

Angst als Wegweiser in die Freiheit

Wie können wir mit der Endlichkeit unseres Lebens und der damit verbundenen Todesangst umgehen, ohne unsere innere Freiheit zu verlieren? Welchen Stellenwert hat die Angst vor existenziellen Bedrohungen in unserer heutigen Gesellschaft? Macht uns ein Übermaß an Angst manipulierbar und abhängig von den Interessen anderer?

All dies sind Fragen, denen der bekannte Neurobiologe Gerald Hüther in seinem neuesten Essay nachgeht. Der Kurzvortrag soll die zentralen Thesen Hüthers vorstellen, kommentieren und zur Diskussion stellen.

Vortrag von Jörg Scholz

Einstimmungstext: Das Vorlaufen zum Tod

Wenn man Menschen fragt, was für sie wirklich wichtig ist, erzählen sie meist davon, was sie noch alles tun und erleben wollen.

Manche haben Ziele mit der Familie oder im Beruf, die sie erreichen wollen. Der Eine will finanziell erfolgreich sein, der andere eine glückliche Beziehung führen – wieder Anderen ist alles egal, solange sie nur in Ruhe gelassen werden und irgendwie überleben.

Gemein ist all diesen Gedanken, dass wir wie Unsterbliche denken – wir tun so, als wäre Leben eine Selbstverständlichkeit, die niemals endet. Dabei kann jeder wissen, dass wir endliche Wesen sind – das unsere Zeit begrenzt ist – und der körperliche Tod das unvermeidliche Ende ist.

Eine lebendige Psyche kann sich alles vorstellen – bis auf eine Ausnnahme. Wir können uns nicht vorstellen nicht zu sein – nichts zu hören, zu fühlen, zu riechen, zu sehen oder zu spüren – ein Nichts kann man weder denken noch erleben.

Aber vielleicht muss man ja nur an den richtigen Gott glauben, der unsere Seele rettet und uns in einem Paradies weiterleben lässt. Oder an die Unvergänglichkeit des Lebens – einen ewigen Zyklus von Geburt und Wiedergeburt – indem wir bis ans Ende der Zeit alle Formen des Lebens durchlaufen werden.

Reicht es nicht, an irgendeine Idee zu glauben, dass das Leben niemals enden wird?

Vielleicht müssen ja nur die Gottlosen fürchten, dass es ein echtes Ende gibt, indem ein Bewusstsein unwiederbringlich erlischt. Die Skeptiker, die nicht an etwas glauben wollen oder können. Müssen nur solche Menschen wirklich Angst vor dem Tod – also einem echten Ende haben?

Wenn nun der Verstand nicht durchdringen kann, was der Tod ist und keine sicheren Antworten findet ob oder wie es weitergehen wird – was kann uns die Beschäftigung mit dem Tod dann überhaupt bringen?

Was ändert das Wissen um den Tod? Kann er uns dabei helfen das Leben anders zu betrachten? Was passiert, wenn wir wissen, dass wir irgendwann alles Materielle verlieren werden.

Welche Bedeutung hat Geld, wenn man es nicht mehr nutzen kann. Oder ein ein eigenes Haus, dass fortan andere bewohnen? Was ist, wenn alles materielle wegfällt, dass wir unser ganzes Leben so mühevoll aufgebaut und gepflegt haben? Macht sich ein sterbender Mensch wirklich Sorgen darüber, wie viel Geld er noch auf dem Sparkonto hat.

Oder war es wichtig ein guter Mensch zu sein – eine Familie zu gründen oder echte Freunde zu haben – also Menschen zu hinterlassen, denen man etwas bedeutet und die meinen Tod betrauern?

Manche fürchten die Frage, ob es überhaupt Menschen gibt, die einen wirklich vermissen. Was ist, wenn ich aus einer Welt scheide, in der es für niemanden einen Unterschied macht, ob ich da war oder nicht. Sollte es nicht wenigsten ein paar Menschen geben, die mich geliebt oder zumindest gemocht haben?

Oder wäre es besser etwas großes zu schaffen, an das sich die Nachwelt erinnert. Etwas bedeutendes, über das man in tausend Jahren noch spricht. Ein Vermächtnis zu schaffen, dass über den eigenen Tod hinaus Bedeutung hat.

Wäre es nicht schön, wenn die Nachwelt mich als wichtige Persönlichkeit sieht, die die Welt verändert hat. Sind es die Erfolge und großen Errungenschaften, die ein Menschenleben wichtig und bedeutsam machen? Ist es nicht tröstlich wenigstens in den Geschichten weiterzuleben, die sich andere über mich erzählen?

Wenn man sich solche Fragen stellt, wird klar, dass es nur eine Person gibt, die diese Frage beantworten kann – ich selbst. Niemand anderer kann meinem Leben eine Bedeutung geben. Welchen Sinn mein Leben haben soll, kann ich nur selbst entscheiden. Wofür es sich zu leben lohnt ist jedoch eine Frage, die ich während meines Lebens klären muss.

Was also ändern Gedanken an den Tod an meinem Leben?

Vielleicht mag uns der Tod daran erinnern darüber nachzudenken, was für uns wirklich wichtig ist. Wenn wir in Besorgungen und Verpflichtungen verstrickt sind verlieren wir uns nicht selten in einer Welt, die sich aufdrängt. ihre Notwendigkeiten zu erledigen. Wir sehen uns genötigt Dinge zu tun, damit der Alltag weiterlaufen kann.

Wenn wir dabei uns selbst vergessen, laufen wir Gefahr uns in Notwendigkeiten zu verlieren. Ein Leben für andere zu führen – einer aufdringlichen Welt genügen zu müssen, die keinen Platz für die eigenen Bedürfnisse hat.

Wir bekommen ständig erzählt, was andere für wichtig halten. Wir sollen uns mit Krisen beschäftigen, einen Planeten retten, Karriere machen, politische Fragen klären unsere Rente absichern – die Forderungen der Welt sind endlos.

Doch ist es auch das, was für mich wichtig ist? Etwas was ich von mir selbst aus gerne tun würde, weil mich die Sache an sich begeistert?

Die Frage nach dem Tod kann hier ein innehalten sein – die Welt kurz anzuhalten und in Frage zu stellen, ob ich wirklich fremdbestimmt denken und handeln muss. Oder habe ich die Freiheit anders zu entscheiden – Dinge anders zu sehen – mein Handeln, meine Prioritäten und meine Werte ganz anders zu setzen.

Stellt euch bei euerer nächsten Krise, einem Streit oder bei finanziellen Sorgen vor, was sich ändern würde, wenn ihr nur noch eine Woche zu leben hättet.

Würde euch eine Zahl, die eueren Kontostand zeigt, noch wirklich belasten. Würdet ihr mit der Person, die euch gerade geärgert hat, im Streit auseinandergehen wollen. Würdet ihr Menschen anders behandeln, wenn die Zeit mit ihnen endet?

All diese Fragen können aufkommen, wenn man sich mit der eigenen Vergänglichkeit beschäftigt. Ein Vorlaufen zum Tod wird damit nicht nur eine Frage nach dem Ende, sondern auch zur Frage, wie ich mein Leben führen will. Eine Frage die mich auf mich selbst zurückwirft, weil sie mir zeigen kann, was wirklich wichtig – ganz persönlich – in meinem Leben ist.

Vielleicht kann uns die Vorstellung vom Tod keine Antwort auf das Phänomen selbst liefern – aber sie kann uns vielleicht dabei helfen Illusionen loszulassen, die unsere Möglichkeit selbst zu bestimmen, wer wir sind und was wir werden wollen – zu klären.

Wenn wir davon ausgehen, dass es etwas wie eine Psyche oder Seele gibt, die den Körper überlebt – dann wäre alles andere vergänglich. Das einzige, was wir dann mitnehmen könnten, wären unsere Gedanken, unsere Werte, unsere Erfahrungen und unser Charakter – also das, was wir aus uns selbst im Leben gemacht haben.

Zumindest haben mir diese Fragen vor Augen geführt, dass ich selbst entscheide, ob ich aus mir ein Monster oder einen liebenvollen Menschen mache – was aus mir selbst und meinem Charakter wird bestimme in zu jedem Zeitpunkt selbst immer wieder aufs Neue.

Ich will mit dem Gedanken enden, dass jeder von uns der Schöpfer seines Lebens und Erlebens ist. Geht also fürsorglich und liebevoll mit euerer Schöpfung um, denn niemand anderes kann und wird das für euch tun.

Vielen Dank für euere Aufmerksamkeit!

Tony Kühn